Auf ein im wahrsten Sinne des Wortes „bewegtes“ Leben kann Andreas Giersberg (55) bereits jetzt zurückblicken. Der Ultraläufer von FunVorRun Witten stand jetzt beim Emsquellen-Marathon zum 200. mal an der Startlinie eines Marathon oder Ultralaufes.
Gemeinsam mit Marco Schönefeld ging es in Hövelhof/Kreis Paderborn an den Start. Auch Silke Schönefeld und Petra Ortwein nutzten das Laufangebot und liefen derweil einen Halbmarathon auf Ankommen in 2:27 Std.
Das Laufwetter spielte mit und unter guten Bedingungen ging es auf die sechs 7,1 km langen Laufrunden mit teilweise Trailcharakter durch die Senne und vorbei am Bundeswehr-Übungsgelände Sennelager. Nach 4:21 Stunden finishte Andreas Giersberg schließlich seinen besonderen Marathon-Lauf. Im Ziel stand der bekennende Fan des VFL Bochum jedoch nicht mit leeren Händen da: Als Belohnung gab es einen Pokal und eine Urkunde vom Veranstalter, dem 100 Marathon Club, und eine Medaille von der FunVorRun-Laufgruppe. Marco Schönefeld finishte seinen Marathon in 4:39 Stunden.
Marathon-Sucht begann 2004
Das Marathonfieber hatte den Ausdauerläufer erst 2003 gepackt, als quasi vor seiner Haustür in Bochum der Karstadt Ruhrmarathon vorbeilief. Ein Jahr später nahm Andreas Giersberg die 42,195 km selber unter seine Füße und erreichte das Ziel damals in 3:52 Std. Danach lag er mit Krämpfen auf einer Wiese im Zielbereich und nahm sich vor „nie wieder“.
Tatsächlich blieb er seinem Vorsatz aber nicht lange treu und schnell wurden die 42,195 km eines Marathon zu seiner Passion. Mit der Liste an gefinishten Marathons lockte die nächste Herausforderung: ein Ultralauf sollte es sein. 2007 hatte Andreas Giersberg auch diese Herausforderung gemeistert. In den folgenden 15 Jahren finishte der FunVorRun-Läufer dann allein neunmal den bekannten Rennsteiglauf über 72 km. Neunmal umrundete der Ausdauerathlet auch die Müritz mit einer Streckenlänge von 76 km. Sein schwerster Lauf führte über die Fundamente einer ehemaligen Mauer: bei den 100 Meilen von Berlin betrug die Strecke rund 163 km einmal um das westliche Berlin auf dem ehemaligen Grenzstreifen der Berliner Mauer. „Mitten in der Nacht kamen die Leute aus den Bars und Kneipen und trauten ihren Augen nicht, als wir vorbei joggten“, erinnert sich Andreas Giersberg schmunzelnd.
Deutschland war schnell ‚abgegrast‘, große Läufe im Ausland lockten. Auf Laufschuhen lernte der Elektriker, dem es nur selten um Bestzeiten geht, unter anderem Jordanien, Havanna, New York und Rio de Janeiro kennen und finishte unter anderem auch den Two Ocean Marathon in Kapstadt/Südafrika. Gefragt nach seinem Lauf mit den schönsten und nachhaltigsten Eindrücken muss der Ultraläufer nicht lange nachdenken: der Marathon über die chinesische Mauer.
Steigerungen in der Streckenlänge waren kaum mehr zu erzielen, aber vielleicht in der Menge? Da passte die „Seven in Heaven“-Serie im November letzten Jahres. Es galt, an verschiedenen Orten von Hamm, Nordkirchen bis zum Möhnesee an sieben Abenden hintereinander jeweils einen Marathon zu laufen. Andreas Giersberg schaffte beinahe die ganze Serie – nur ein Sturz mit einer Hüftprellung zwang ihn, diesen einen Marathon vorzeitig abzubrechen. Bis zum nächsten Lauf am Folgetag war er wieder auf den Beinen.